Nachhaltige Baustoffe: Sie entscheiden über die Nachhaltigkeit einer Immobilie
Mein Besuch auf der BAU 2017, der Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme, hat gezeigt, dass Bauen mit nachhaltigen Baustoffen in der Branche ein wichtiges Thema ist. Alle zwei Jahre stellen auf der Messe in München nahezu 2.000 Aussteller in 17 Hallen ihre Produkte und Dienstleistungen vor. Immer mehr von ihnen schreiben sich Nachhaltigkeit auf die Fahne.
Der Lebenszyklus von Baustoffen
Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Wie bei anderen Produkten auch, müssen auch bei Bauprodukten der gesamte Lebenszyklus und die Rahmenbedingungen betrachtet werden: Um Energie zu sparen, ein Wärmedämmverbundsystem einzubauen, ist in puncto Umweltschutz zu kurz gedacht. Die meisten Systeme auf Styroporbasis benötigen in der Herstellung viel Energie – sogenannte graue Energie – und sind nach der Nutzung nur schwer wieder verwertbar. Daher weisen viele dieser Dämmsysteme eine sehr schlechte Ökobilanz auf. Darüber hinaus sind viele Baustoffe und energiesparende Technologien, die auf den ersten Blick nachhaltig erscheinen, nur in einem passenden Kontext auch wirklich empfehlenswert.
Ein Iglu in der Wüste bauen?
Das Institut Bauen und Umwelt e. V. (IBU) gibt dafür ein einfaches Beispiel: Am Nordpol ist der Bau von Iglus aus Eis die nachhaltigste Bauweise schlechthin: Eis gibt es in Hülle und Fülle, dank des Abbaus durch Handarbeit wird keine Energie aufgewendet, und es kann als natürlicher Rohstoff nach der Nutzung wieder zurück in den Kreislauf gebracht werden. Möchte man jedoch Iglus in der Wüste bauen, bekommt der Baustoff Eis auf einmal eine negative Ökobilanz: Der weite Transport und die permanente Kühlung bedürfen viel Energie und verursachen somit viel CO2. Das IBU nimmt deshalb keine Bewertung von Bauprodukten vor, sondern erstellt Umwelt-Produktdeklarationen (EPD’s) – das sind quantifizierte umweltbezogene Informationen aus dem Lebensweg eines Produktes. Bauplaner können diese vergleichen, um sich für die nachhaltigste Lösung je nach Rahmenbedingungen zu entscheiden. Sie dienen auch als Grundlage für die Bewertung von Gebäuden nach dem System der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), die Gebäude in puncto Nachhaltigkeit zertifiziert.
Heimische Naturmaterialien als nachhaltige Lösung
In den meisten Fällen weisen Naturmaterialien, wie zum Beispiel Holz- und Lehmbaustoffe, weit bessere Ökobilanzen auf, als synthetische Stoffe. Auch wenn sie häufig teurer sind, lohnt sich die Investition: Sie sind nicht nur umweltfreundlicher und gesünder, da sie keine giftigen Inhaltsstoffe enthalten, sondern bei langfristiger Betrachtung häufig günstiger: Nach ihrer Nutzung müssen sie nämlich nicht für viel Geld auf dem Sondermüll entsorgt werden. Polystyrol-Abfälle aus herkömmlichen Dämmsystemen dürfen seit Oktober 2016 nur noch in dafür zugelassenen Verbrennungsanlangen entsorgt werden. Da dieser Vorgang aufwendig ist, weigern sich mittlerweile viele Entsorgungsunternehmen überhaupt Polystyrol anzunehmen. Dass die Entsorgung in Deutschland nur von wenigen Betrieben angeboten wird, lässt die Preise rasant ansteigen.
Bei der Auswahl von Naturmaterialien ist es wichtig, darauf zu achten, woher die Produkte kommen und wie sie produziert wurden. Je kürzer der Transportweg, desto besser!
Nachhaltige Baustoffe finden leicht gemacht! – Gütesiegel und Zertifikate bieten Hilfestellung bei der Auswahl
Branchenfremde Hausbesitzer oder Bauherren, die sich über nachhaltiges Bauen informieren möchten, werden allerdings ihre Probleme haben, anhand der EPD’s die nachhaltigsten Baustoffe auszuwählen. Denn diese setzten sich aus Kennzahlen zusammen, die meist nur von Experten interpretiert werden können. Heimwerker sind gut beraten, wenn sie sich an Produkte mit natureplus Gütesiegel, dem Blauen Engel oder mit Zertifizierung des eco-INSTITUTS halten. Auf der Suche nach einem neuen wohngesunden Fußbodenbelag oder einer umweltfreundlichen Wandfarbe bieten diese Siegel Orientierung im Nachhaltigkeitsdschungel. Diesbezüglich gibt es gute Nachrichten: Einige Kommunen fördern insbesondere Dämmungen aus ökologisch verträglichen Produkten. Öko-Dämmstoffe mit Blauem Engel oder natureplus-Label werden in Hamburg, Hannover, Münster und Düsseldorf mit bis zu 30 € pro Quadratmeter bezuschusst.
Nachhaltige Baustoffe sind ein wichtiges Thema auf der Green World Tour
Wer also etwas genauer hinschaut, wird keine Probleme haben, Nachhaltigkeit beim Hausbau oder der Sanierung umzusetzen. Bauherren und Hausbesitzer, die sich für das Trendthema interessieren, werden auf der Green World Tour Messe nachhaltige Bauprodukte und interessante Expertenvorträge geboten. Die Messe richtet sich an Besucher, die sich über nachhaltige Produkte und Dienstleistungen informieren möchten und vereint Aussteller zu allen wichtigen Nachhaltigkeitsthemen: Von Mobilität, über Lifestyle und Konsum, Bildung und Karriere, bis hin zu Energie und Banking. Vorbeikommen lohnt sich also!
Mehr Informationen zu den Green World Tour Messen gibt’s hier auf dieser Webseite.
Quellen:
natureplus: naturenews. Aktuelle Kundeninformationen. Jahrgang 15, Ausgabe I, Januar 2017.
1 Kommentar
Laura Heimisch
Das stimmt, nachhaltige Baustoffe sind jetzt auch beim Hausbau sehr oft umgesetzt. Meine Schwester hat vor kurzem ein Unternehmen für Altbausanierung kontaktiert, was ihr vorgeschlagen hat, dass sie die Sanierung mit Naturmaterialien durchführen. Sie war begeistert und hat natürlich zugestimmt. Wir müssten und alle mit diesem Thema mehr engagieren.