Mode macht Spaß – die Modeindustrie leider nicht. Unsere Freude am Selbstausdruck darf nicht zur Ausbeutung von Mensch und Natur führen. Wir müssen jetzt etwas ändern!
Die heutige Modebranche funktioniert zu weiten Teilen als Linearwirtschaft: Es wird Kleidung aus nicht erneuerbaren Ressourcen und ohne Rücksicht auf die Umwelt produziert. Diese wird oft nur wenig getragen, bevor sie schließlich im Altkleidercontainer oder im Müll landet. Dabei gibt es bisher kaum qualitätserhaltende Lösungen für weggeworfene Materialien, so dass große Teile zu Putzlappen oder Dämmstoffen verarbeitet, also downgecycelt werden – ein enormer ökologischer und wirtschaftlicher Wertverlust.
Ein großer Teil der Bekleidungsindustrie fördert Ausbeutung, Armut und Umweltverschmutzung. Durch übermäßige Neukäufe unterstützen Konsument*innen die Maschinerie. Viele Hersteller produzieren immer mehr Kleidung von niedriger Qualität, wodurch der Umgang und die Wertschätzung von Bekleidung in den letzten Jahrzehnten stark beeinträchtigt wurde.
Statt Neuproduktion zu fördern, wollen wir als Kleiderei Kleidungsstücke sammeln und zu einem „großen, gemeinsamen Kleiderschrank, der für alle zugänglich ist“ zusammentragen.
Die Kleiderei versteht sich damit ausdrücklich als Gegenentwurf zur Fast-Fashion-Industrie. Mit dem Konzept soll das Bewusstsein für all die verwendeten Ressourcen von Kleidung geweckt und der bedachte Umgang mit Kleidungsstücken gefördert werden. Es wird geteilt, was schon besteht, die Lebensdauer von Kleidungsstücken verlängert, der maximale Nutzungsfaktor erzielt, Abwechslung in die Kleiderschränke gebracht und so eine Alternative zu Fast Fashion geschaffen. Kleiderei zeigt, dass bewusster Konsum kein Verzicht bedeutet.
Über eine Mitgliedschaft mit monatlich kündbarer Laufzeit können Mitglieder sich jederzeit alles aus den Stores
ausleihen: Nehmen mit, worauf sie heute Lust haben und tauschen morgen, in einer Woche oder in drei Monaten – wann immer sie wollen.
Jeden Tag gibt es neue Teile in den Stores, die vorher einem anderen Mitglied den Alltag oder ein Event versüßt haben. Durch die gemeinsame Nutzung der Kleidungsstücke wird ihnen ein zweites, drittes, viertes Leben geschenkt.
Und es gibt noch ganz persönliche Pluspunkte, die für eine Mitgliedschaft der Kleiderei sprechen: Sich ausprobieren, neue Styles entdecken und Fehlkäufe & Fast Fashion vermeiden. Im Kleiderschrank der Mitglieder gibt es immer etwas „Neues“ und das ganz ohne schlechtes Gewissen. Ob ein Outfit für die Familienfeier, die nächste Party oder einfach Lust auf Abwechslung – es finden sich unendliche Styles und Möglichkeiten!
Wer einmal ein Lieblingsstück in der Kleiderei gefunden hat, kann dieses selbstverständlich auch kaufen. Second- Hand-Shopping ist ohnehin die nachhaltigste Möglichkeit, Kleidung zu erwerben. Vorheriges Leihen stellt dazu sicher, dass nur noch absolute Lieblingsstücke gekauft werden, die einen noch lange begleiten.
Das Sortiment der Kleiderei setzt sich zusammen aus bereits bestehenden Kleidungsstücken sowie ausgewählten Teilen nachhaltiger Partnerlabels. Was in den Stores keine Verwendung findet, wird der Deutschen Kleiderstiftung zur Verfügung gestellt und kommt damit Kleiderkammern und sozialen Projekten zugute.
Die Kleiderei wurde 2012 als erstes Fashion-Sharing- Modell Deutschlands von Pola Fendel und Thekla Wilkening in Hamburg gegründet – zunächst mit einem lokalen Store, anschließend als Online-Konzept. Die heutige Geschäftsführerin Lena Schröder führte das Modell mit der Eröffnung des Kölner Stores im Mai 2016 wieder zu seinem Ursprung des stationären Handels zurück und entwickelte 2019 ein zugehöriges Franchise. Als erste Partnerin eröffnete Maria Schorn im gleichen Jahr den ersten Franchise-Store der Kleiderei in Freiburg.
Lena Schröder ist Unternehmerin, Modedesignerin und Mitbegründerin des nachhaltigen Designmarkts Der Super
Markt, der seit 2008 zu einer festen Größe im Rheinland gewachsen ist. Darüber hinaus veranstaltet sie regelmäßige Kleidertausch-Events kombiniert mit Aufklärungsarbeit von FEMNET e.V., Greenpeace oder Zero Waste Köln zum Thema nachhaltiger Modekonsum.
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Kleiderei ist bei der Green World Tour in Köln am 11.+12. September 2021 auf dem Gelände des Kölner Jugendparks dabei!
1 Kommentar
Anna
Kann ich nur voll unterstützen. Bei Kleidung die teilweise bereits für wenige Euro angeboten wird und vielleicht nur einmal getragen wird, ist die Schmerzgrenze wirklich erreicht. Eine schamlose Verschwendung von Ressourcen.